Mann-werden unter Männern
„Und es spricht sehr vieles dafür, daß Männer nur in Gesellschaft anderer Männer ihr Herz aktivieren können ... In manchen Kulturen sind die älteren Männer viele Jahre damit beschäftigt, genau dies zu tun.“ (Robert Bly)
Wenn Männer Gelegenheit haben, unbehindert die Liebe und Unterstützung anderer Männer kennenzulernen, dann fangen sie an , das in der Gesellschaft vorherrschende Wettbewerbsdenken in Frage zu stellen. Und diese Haltung führt sie dann dazu, sich zunehmend im wahrsten Sinne des Wortes als „Dienende“ zu verstehen, die sich aufrichtig für die Erhaltung und den Schutz unseres Planeten einsetzen. Darin liegt die Macht der neuen männlichen Seele.
Am Anfang steht die Umarmung. (Barry Cooney)
Das, was einen Mann tief in seiner Seele berührt, ist der Kontakt zum Wesen seines Mannseins. Dies kann er ganz unmittelbar im Kreis von Männern erleben, die ihm gleichen und ihn achten. (Die Heldenreise, Walter Mauckner, www.zipat.de)
Das bewusste Zusammensein mit andern Männern hält einen ganz besonderen Segen für jeden bereit. Ein Raum von zarter, liebevoller, brüderlicher, männlicher Präsenz. In dieser heilsamen Präsenz schwingt die Rückenstärkung eines guten Vaters mit. In ihr äußert sich die Wahrheit der vier archetypischen Figuren: der Liebende, der Magier, der Krieger und der König. (Frank Fiess)
Die Fähigkeit eines Mannes, die direkte Kritik eines andern Mannes anzunehmen, ist ein Maß für seine Fähigkeit, männliche Energie zu empfangen.
Einmal in der Woche solltest du mit deinen Freunden darüber sprechen, was Du in Deinem Leben machst und wovor du Angst hast.
Sie spiegeln dir, ob du an deine Grenzen gehst. (David Deida)
Männliche Kraft und Verletzlichkeit – das männliche Herz
Ein Mann, der die Heiler Initiation durchlaufen hat, kennt seinen Schmerz und seine Wunden gut. Er hat zutiefst verstanden, dass jeder Mann und auch jede Frau sowie alles Lebendige verletzt und verletzlich sind. Dieser Mann hat Mitgefühl mit sich selbst und allem Lebendigen entwickelt.
Die Wunde ist nun Teil seiner männlichen Würde, und er braucht seine Verletzlichkeit fortan weder zu verbergen noch sich auf sie zu berufen und besondere Rücksicht einfordern. Seine Verletzungen bestimmen nicht mehr sein Handeln, Denken und Fühlen. (Walter Mauckner)
Wenn ich eins gelernt habe, dann: Männer haben ein Herz!
Vor 5000 Jahren, zu Beginn des Patriarchats, mussten sie es verschließen.
So ist das Wichtigste jetzt, dass Männer wieder lernen, ihr Herz zu berühren. (Frank Fiess)
Ohne fühlenden Kontakt zu deinem inneren Wesenskern bist du immer in Gefahr, zu schwach, zu weich, zu nachgiebig, abhängig oder süchtig zu sein.
Und ebenso in Gefahr, zu grob, zu maßlos, zynisch, grenzüberschreitend
oder rücksichtslos zu sein. (Frank Fiess)
Aussöhnung mit dem Vater
Unsere Vaterwunde schickt uns auf einen spirituellen Weg. Bleibe einfach wach und hör hin. (Richard Rohr)
„Du kannst in Deinem Leben nichts wesentliches vollbringen,solange du Deinen Vater nicht verstanden und nicht auf die eine oder andere Weise gelernt hast, ihm Achtung entgegen zu bringen.“ (Steve Biddulph)
Der wilde Mann
Wenn die Männer mehr über die „natürlichen“ Archetypen der Männlichkeit wissen wollen, müssen sie eine Zeit in einer wilden Umgebung verbringen und sich selbst erlauben, auf vielfache Weise die Wildheit durch ihren Körper ziehen zu lassen.
(Aaron Kipnis, Wilder Frieden)
Finde Deinen Lebenssinn in der Einsamkeit und in Gesellschaft von Freunden wieder.
Die beiden Zauberworte, die Dir wieder das ganze Potential Deiner maskulinen Kraft erschließen, lauten Askese und Herausforderung. (David Deida)
Sex und Liebe
In die Zukunft führen Würde, sexuelle Echtheit und ein Herz, das auf der Spitze des Penis pulsiert. (Robert Fischer)
Dass Du Dich von allen möglichen Frauen angezogen fühlst, ist natürlich und wunderbar. Es ist sogar ein Aspekt desselben Verlangens, das Dich letztlich zu spiritueller Freiheit führen wird, nämlich des Verlangens nach Einheit.
Schließlich wirst Du erkennen, dass jegliches Verlangen ein Aspekt Deines angeborenen Impulses ist, Liebe zu schenken. (David Deida)
Eine neue Liebeskultur
Als Männer brauchen wir brüderliches Zusammenwirken für Würde, Verletzlichkeit und Präsenz, um in der Lage zu sein, das weibliche Geschenk zu empfangen. Das ist die persönliche und soziale Herausforderung unseres Zeitalters.
Ohne den Spiegel der Frau können wir unsere Scham, unseren Hass, unsere Liebe, unseren Schmerz nicht vollständig antreffen – und das sind die Tore zur Freiheit, nach der wir streben. (Mark Josephs-Serra)
Intimität handelt davon, durch die Kunst gegenseitigen Beschenkens in Liebe stärker zu wachsen, als man das allein könnte.
Eines der größten Geschenke, das Du Deiner Partnerin machen kannst, ist Deine Fähigkeit, ihr Herz zu öffnen, wenn es verschlossen ist. (David Deida)
Um die Polarität der Geschlechter zu wissen bedeutet auch, die Empfindsamkeiten des jeweils anderen mehr zu respektieren.
Frauen haben in der Regel keine Ahnung, wie empfindsam und verletzlich (und verletzt!) das männliche Herz ist. Es ist für sie schlicht nicht nachvollziehbar. Ebenso verhält es sich mit der Verletzlichkeit und Verletzung von Frauen in ihrer Sexualität. Da fehlt Männern oft das Verständnis, es kommt ihnen oft übertrieben vor.
Für Frauen liegt in der Entfaltung ihrer Sexualität ein entscheidender Schlüssel zur Selbstermächtigung, zum Vollständig-Sein. Für Männer liegt dieser Schlüssel in der Entfaltung ihrer Herzkraft… Wir stellen die These auf, dass Männer in Gefühlsdingen außerordentlich kompetent sind, wenn sie denn das Risiko eingehen, ihr Herz zu öffnen. (Alexandra Schwarz-Schilling)
Mann und Berufung
Zwei Fragen muß sich jeder Mann stellen : die erste heißt „Wohin gehe ich?“ und die zweite „Wer geht mit mir?“ Wenn du diese Reihenfolge durcheinander bringst, kommst du in Teufels Küche. (Sam Keen)
Hoher Selbstwert bedeutet, mit Liebe und Intention zu handeln.
Es gibt zwei Qualitäten, die in ihrer Kombination Wunder bewirken: Intention – die klare Absicht und Bereitschaft zu handeln – und Liebe.
(Frank Fiess)
Wenn es Männern gelänge, sich nicht an Wettbewerb und Konkurrenz auszurichten, sondern die in ihnen angelegten Potenziale zu entfalten, fände eine Transformation auf dem Weg zur Mannwerdung statt. Dann gäbe es kein schwaches Geschlecht mehr.“ (Gerald Hüther)
Gemeinschaft
Wir sind hier; weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen - er wird allein sein.
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten? Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der - Teil eines Ganzen - zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein sondern lebendig als Mensch unter Menschen." (Richard Beauvais)
Spirituelle Praxis
Wenn du dann jeden Tag dich ins Lot stellst, lernst, den Schmerz nachhause zu holen, dich tief liebst, heilige Sexualität lernst, zu praktizieren, mit Spiritualität verbindest, dann kriegst du die Kraft, die Welt wirklich zu verändern durch das, was du verkörperst. Es wirkt immer das, was wirklich wahr ist. (Frank Fiess)
Spirituelle Freiheit
Die letzte Glückseligkeit liegt nicht in der Vereinigung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen, sondern ausschließlich in der Erkenntnis deiner selbst, und in dieser Erkenntnis ist das Männliche und das Weibliche längst vereinigt.
Auf dem inneren Weg begegnet der Wunsch nach Freiheit der Gnade und in dieser Begegnung geschieht die Auflösung des Ichs.
(OM C.Parkin)
Der Mann muss seine weibliche Seele zu sich selbst zurücknehmen.
Die Frau kann sie nicht für ihn spielen, sie kann sie nicht für ihn leben,
sie kann auch nicht seine Ganzheit herstellen. (Und umgekehrt.)
Die Menschen müssen auf dem inneren Weg durch eine Ernüchterung der Liebe hindurch. Die Liebe muss von ihrem Rausch, von ihrer falschen Romantik befreit werden.
Wenn dieser Entzug wirklich durchlebt wird, dann kann aus der Nüchternheit die wahre Liebe durchscheinen, denn Liebe gedeiht nur auf dem Boden der Nüchternheit. (OM C.Parkin)
Da die wenigsten Menschen eine lebendige, innige Spiritualität praktizieren,
versuchen sie, in ihren romantischen Liebesbeziehungen alles zu finden:
Sicherheit, Liebe, Intimität, Ganzheit, Sexualität, Ekstase, Lebensglück,
Erfüllung, Transzendenz.
Es ist Zeit, dass wir Männer wieder nach Hause zurückkehren
und in unserem Inneren die verlorene Ganzheit finden. (Frank Fiess)
Literatur
Eine Auswahl von empfehlenswerter Männer-Literatur, die mein Verständnis von Mann-Sein mitgeprägt hat und in meine Männerarbeit einfließt.
Über das Mann-Sein
- Steve Biddulph: Männer auf der Suche
- Robert Bly: Der Eisenhans
- Clinton Callahan: Wahre Liebe im Alltag
- David Deida:Der Weg des wahren Mannes
- John Eldredge: Der ungezähmte Mann
- Frank Fiess: Du bist der Mann deines Lebens
- Matthew Fox:Die verborgene Spiritualität des Mannes
- Sam Keen: Feuer im Bauch
- Osho: Das Buch der Männer
- Michael Richardson: Zeit für Männlichkeit
- Richard Rohr: Der wilde Mann
- Martin Ucik:Integrale Beziehungen – ein Ratgeber für Männer
- Stefan Wolff: Wie Phönix aus der Asche
Mann – Frau: Eine neue Liebeskultur
- Alexandra Schwarz-Schilling: Gemeinsam frei sein – Wege ins Beziehungsglück
- Aaron Kipnis u.a.,: Wilder Frieden – Das Experiment einer neuen Partnerschaft zwischen Frauen und Männern
- Wilfried Nelles, Männer:Frauen und die Liebe – Über kindliche Ansprüche und erwachsene Bedürfnisse
- Krishnananda Trobe: Wenn Sex intim wird